Skip to main content

Emotionen sind ein ständiger Begleiter im Leben – sowohl privat als auch beruflich. Sie prägen selbst unser unbewusstes Erleben während des Schlafs. In der Arbeits- und Organisationspsychologie rückt der Einfluss der Emotionen auf das Erleben am Arbeitsplatz immer mehr in den Fokus. Zahlreiche Studien, insbesondere in der Positiven Psychologie sowie in der Flow- und Glücksforschung, haben gezeigt, wie sich positive Emotionen förderlich auf die Interaktionen mit Vorgesetzten, Kollegen und der Bewältigung von Arbeitsaufgaben auswirken. Andererseits sind die negativen Auswirkungen von Emotionen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit bekannt und werden im Kontext der Konfliktbewältigung häufig thematisiert.

Emotionen beeinflussen unsere Aufmerksamkeit, Urteilsfähigkeit, Entscheidungsfindung und Problemlösungskompetenz. Sie wirken sich auf unser Gedächtnis aus und haben einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Für Organisationen und Unternehmen ist es daher essenziell, dass sie in ihrer Personalentwicklung auch Angebote zur Bewältigung von Emotionen am Arbeitsplatz integrieren und Führungskräften entsprechende Weiterbildungen und Kompetenztrainings anbieten. Dadurch können Leistungsreduktionen und Ausfälle durch innere Kündigung, Burn-Out und psychische Erkrankungen verringert werden.

In diesem Beitrag liegt der Fokus primär auf negativen Emotionen am Arbeitsplatz, die sowohl hinter offenen als auch versteckten, sichtbaren und unsichtbaren Konflikten stehen. Negative Emotionen wie Ärger, Wut, Angst und Neid suchen sich Ventile, die sich in Form von Klagen oder Beschwerden, Passivität und Zurückhaltung, Konfrontationen oder Verweigerungshaltungen manifestieren.

Es ist für Führungskräfte unerlässlich, ihre eigenen Emotionen zu verstehen und angemessen damit umzugehen, um auch die negativen Emotionen ihrer Mitarbeiter verstehen und konstruktiv darauf reagieren zu können. Das Ziel ist stets, negative Emotionen zu verändern, zu neutralisieren und idealerweise in positive Emotionen umzuwandeln. In einer Ära, die von Achtsamkeit und Glücksforschung geprägt ist und in der die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz sowie die Notwendigkeit erfolgreicher Kooperationen immer deutlicher wird, erscheint die Wichtigkeit dieses Themas präsenter denn je.

Aktualität des Themas

Emotionen am Arbeitsplatz wurden lange Zeit unterdrückt oder stark kontrolliert, als unzulässig, störend und unprofessionell angesehen.

Die Bedeutung der Emotionen – auch für die Zukunft – soll anhand von drei Themen veranschaulicht werden, die nicht nur auf Emotionen aufbauen, sondern diese auch hervorrufen. Das emotionale Leben hört nicht auf, sobald man den Arbeitsplatz betritt. Sowohl freudige als auch weniger erfreuliche private Situationen werden an den Arbeitsplatz mitgebracht. Oft wird jedoch versucht, die als unangenehm empfundenen Emotionen aus Scham und Rücksicht zu verbergen oder sie zu verdrängen, in der Hoffnung auf Erleichterung. Diese unsichtbaren negativen Emotionen scheinen zunächst niemanden zu beeinflussen, die Arbeit geht weiter. Aber diese negativen Gefühle sind präsent.

Es ist kein Geheimnis, dass negative Gefühle nicht nur schneller bemerkt werden, sondern auch länger und stärker nachwirken und einen stärkeren Einfluss auf das Wohlbefinden haben als positive Gefühle. Am Arbeitsplatz können sie störend wirken. Da sich Mitarbeitende nicht einfach aus unangenehmen Situationen zurückziehen können, ist Verdrängung oft die einzige Option. Das Kommunikationsmodell des Eisbergs, nach dem nur etwa 20% – die Spitze des Eisbergs – bewusst kommuniziert werden, lässt sich auch auf die Sichtbarkeit von Emotionen am Arbeitsplatz übertragen. (…)

Emotionen und Corona

Die Corona-Pandemie war die Ursache für eine Vielzahl von negativen Gefühlen, darunter Angst, Unsicherheit und Stress, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkten. Die gesundheitlichen Bedenken, die Anpassung an neue Verhaltensnormen, die soziale Distanzierung und die ungewisse ökonomische Lage erforderten entweder eine hohe Anpassungsfähigkeit (Resilienz) oder führten zu einer erhöhten psychischen Belastung.

Es wurde inzwischen festgestellt, dass die psychischen Belastungen bei Mitarbeitern während der Pandemie deutlich zugenommen haben. Diese Entwicklung trug dazu bei, dass das Thema psychische Gesundheit inzwischen weitgehend als normal angesehen und diskutiert wird. Unternehmen und Organisationen nehmen das Gesundheitsmanagement zunehmend in ihre strategischen Überlegungen auf, um emotionale und psychische Belastungen bei ihren Mitarbeitern zu verringern und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.

Die Zunahme von Home-Office-Arbeitsplätzen und -Arbeitstagen erforderte von allen Beteiligten ein Umdenken und demonstrierte gegenseitiges Vertrauen. Neue Kommunikationsformen mussten sich etablieren und forderten neue Erfahrungen im Umgang miteinander. Dieser Austausch war erfolgreich, wenn Emotionen nicht ausgeblendet, sondern auf eine informative Art und Weise geteilt wurden. Führungskräfte standen vor der Herausforderung, neue Fähigkeiten zu entwickeln, die sowohl emotionale Intelligenz als auch den Umgang mit der digitalen Transformation betrafen (siehe Kapitel 6 «Gefragte Führungskompetenzen»).

Der gesamte Artikel wurde bei Haufe Personal Office Platin veröffentlicht.